Geschichte

Die Geschichte des Gut Hummendorf

Das Gut Hum­men­dorf wird urkundlich erst­mals am 14. Juni 1400 erwäh­nt. Damals noch zwei Burggüter (irgend­wie gemein­sam?) auf den Flächen — eines davon wahrschein­lich unter dem jet­zi­gen Gutshof.

1633 wur­den die Burggüter, wie auch Kulm­bach von den Söld­nern des Schwe­denkönigs über­ran­nt. Die bei­den Güter wur­den geschlif­f­en erst sechzig Jahre später wurde erst eine (die?) Sche­une und 1699 das “Schlösslein” wieder aufegbaut.

Schon früher, als man auf der Bun­desstraße 303 noch durch Unter­steinach hin­durch fuhr, war das Gut Hum­men­dorf schw­er zu find­en. Denn dort, wo die Brücke über die Neben­bahn Unter­steinach-Stadt­steinach im Straßen­ver­lauf eine Kuppe bildete und man als Aut­o­fahrer seine Augen auf der Fahrbahn haben musste, zweigte das Sträßchen in die Niederung der Unteren Steinach nach Hum­men­dorf ab. Von der heuti­gen Trasse der B 303 gibt es zwis­chen Unter­steinach und Stadt­steinach keine Abzwei­gung mehr und wer nach Hum­men­dorf will, muss den alten Streck­en­ver­lauf wählen. Kurz bevor mehrere auf der Fahrbahn aufgeschüt­tete Sand­haufen und eine Absper­rung die Straße im Nichts enden lassen, führt der abschüs­sige Weg nach Links zum Gut Hum­men­dorf hinunter.

Doch was will man schon in Gut Hum­men­dorf? Auch wenn es in der Denkmalliste der Gemeinde Unter­steinach heißt “Frei­her­rlich von Gut­ten­bergsches Gut, Aus­bau und Ausstat­tung 1724 — 1729 unter Mitar­beit von Balthasar Neu­mann”, so kommt der Kun­stlieb­haber und Schlösser­fre­und hier kaum auf seine Kosten. Von der ehe­ma­li­gen barock­en Drei­sei­tan­lage, mit Stall­flügel im West­en und ein­er mit einem Mansar­den­dach verse­henen Sche­une im Osten, die auf ein­er Fotografie von 1922 noch abge­bildet wer­den kon­nte, ist ger­ade ein­mal das Her­ren­haus geblieben. Doch auch dieses bietet heute einen mehr als trau­ri­gen Anblick. Die Fen­ster sind zuge­mauert, der noch 1922 vorhan­dene Wap­pen­stein über dem Por­tal ist ver­schwun­den, der Putz bröck­elt und das Dach wurde sein­er charak­ter­is­tis­chen Schlepp­gauben beraubt. Öd, unbe­wohnt und ungenutzt ste­ht es da und wartet auf seinen Ver­fall. Ger­adezu prophetisch warnt ein gelbes Schild an der schon lange nicht mehr geöffneten Haustür: “Ein­sturzge­fahr — Betreten verboten!”

Dabei kann Gut Hum­men­dorf auf eine über 600 Jahre lange Geschichte zurück­blick­en. Es ist aus zwei vom Bam­berg­er Bischof ver­liehenen Burggütern her­vorge­gan­gen, die um 1400 in den Hän­den der Her­ren von Wirs­berg waren. Schon bald — zwis­chen 1436 und 1497 — erwar­ben die Gut­ten­berg­er “das Burggut Hum­men­dorf zwis­chen den bei­den Steinach gele­gen”, die somit diesen Besitz mehr als ein halbes Jahrtausend ihr Eigen nen­nen kön­nen. 1633 wurde das bam­ber­gis­che Hum­men­dorf von den Schwe­den — in wirk­lichkeit han­delte es sich um Söld­ner des mit dem Schwe­denkönig ver­bün­de­ten Mark­grafen Chris­t­ian zu Bran­den­burg-Kulm­bach — “dergestalt in die Aschen gelegt, daß nicht ein Steck­en bestand”. Mehr als sechs Jahrzehnte lang blieb das Gut in Trüm­mern liegen, bis es um 1700 wieder aus der Asche erhoben wurde. 1705 wird der Neubau fol­gen­der­maßen beschrieben: “Das der­ma­lige zweistöck­ige Schlößlein wird im unteren Stock vom Pächter der Güter bewohnt und ist die Pfer­destal­lung auf der einen Seite, hat seinen Back­ofen rechter Hand in der Hofre­ite, die Stal­lun­gen für das Vieh neb­st einem Wagen­schup­pen link­er­hand, eine ganz von Steinen aufge­mauerte Scheuer, welche in der Mitte eine Schaf­scheuer und auf der anderen Seite aber­mal eine in zwei »Bahren« beste­hende, sehr geräu­mige große Scheuer [hat]. Hat seinen eige­nen Brun­nen auf der Wiese mit ein­er Milch­steige, dann den Keller unter dem am Berg ste­hen­den Haus.”

War das Schloss gebaut wor­den, als Mar­quard Karl Lud­wig von Gut­ten­berg noch unter Vor­mund­schaft stand, so betrieb er in den Jahren 1724 bis 1729 den weit­eren Aus­bau der Gebäude. Die Pläne dazu wur­den keinem gerin­geren als dem Würzburg­er Hof­baumeis­ter Balthasar Neu­mann zur Über­prü­fung über­sandt. Dies muss nicht ver­wun­dern, denn die Fam­i­lie Gut­ten­berg stand damals in enger Beziehung zum Hochs­tift Würzburg. Immer­hin war Johann Got­tfried von Gut­ten­berg aus der Steinen­hausen­er Lin­ie der Fam­i­lie von 1684 bis zu seinem Tod 1698 Fürst­bischof in Würzburg gewe­sen. 1725 waren im Schloss die Stuck­at­u­rar­beit­en in vollem Gange. Im sel­ben Jahr war auch der heute ver­schwun­dene Wap­pen­stein über dem Ein­gang des Gebäudes ange­bracht wor­den, der Mar­quard Karl Lud­wig und dessen erste Ehe­frau Maria Katha­ri­na von Franck­en­stein als dessen Erbauer auswies.
Um 1925 wurde der Stall­flügel im West­en nach einem Brand erneuert und auch die Sche­une auf der Ost­seite des Hofes ist — ihrem gegen­wär­ti­gen Ausse­hen nach — im 20. Jahrhun­dert neu erbaut wor­den. Obgle­ich der Charak­ter des Gutes als Drei­sei­thof dadurch zer­stört wurde, erfol­gte vor eini­gen Jahren mit Genehmi­gung des Denkmalamtes der Abbruch des Stall­flügels. Die barack­e­nar­ti­gen Nebenge­bäude im Süden des Guthofes sowie das auf mehreren Fotos doku­men­tierte Tauben­haus sind schon seit län­ger­er Zeit ver­schwun­den. Schon bald wer­den wohl auch die übri­gen Gebäude des Gutes Hum­men­dorf der Ver­gan­gen­heit ange­hören. Nach­dem 1982 der ein­stige Adelssitz in Unter­steinach dem Erd­bo­den gle­ichgemacht wurde, wird es dann auf Unter­steinach­er Gemein­dege­bi­et keinen Schloss­bau mehr geben.

Har­ald Stark

Lit­er­atur:
Johannes Bischoff: Genealo­gie der Min­is­te­ri­alen von Blassen­berg und Frei­her­rn von (und zu) Gut­ten­berg 1148 — 1970,Würzburg 1971, S. 162
Hell­mut Kun­st­mann: Schloss Gut­ten­berg und die früheren ober­fränkischen Bur­gen des Geschlechts, Würzburg 1966, S. 170 — 176
Karl-Lud­wig Lip­pert: Bay­erische Kun­st­denkmale — Land­kreis Stadt­steinach, Kurz­in­ven­tar Bd. 20, München 1964, S. 40

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